(uh) Krisen großer Konzerne werden schnell zum Politikum. Sobald viele Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, kommen Parteien und Regierungen beinahe zwangsläufig ins Spiel. Die ThyssenKrupp-Krise ist noch nicht Gegenstand politischer Auseinandersetzungen. Lange wird das so wohl nicht bleiben. Die Krise des Konzerns enthält alle Zutaten für großes Theater. Dafür sorgte in den vergangenen Wochen Konzernchef Hiesinger.
(uh) Viele Städte haben sich über Jahre hoch verschuldet, obwohl ihre Wirtschaftskraft schrumpft. Die Stadträte gaukelten den Bürgern Wohlstand vor. Die Lokalpolitiker finanzierten die potemkinschen Kulissen mit teuren Überziehungskrediten. Nun reicht das Geld vorn und hinten nicht mehr. Prompt brechen die Defizite auf. Viele Städte sind pleite, besonders viele in NRW. Sie müssen fürchten, keine Kredite mehr zu erhalten. Es droht das Ende der bisherigen Politik.
(uh) Regierungschefs sollten gute Kontakte zur Wirtschaft haben. Sie sollten eingreifen, wenn etwas aus dem Ruder läuft, erwarten die Bürger. Für Regierungschefs kann fehlender Einfluss genau so abträglich sein wie zu große Nähe. Auch sie kann dazu führen, für Krisen verantwortlich gemacht zu werden. Regierungschefs, denen es nicht gelingt, die Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden, geraten rasch zwischen die Stühle, eine gefährliche Position für Regierungschefs.
(uh) Seit dem Tod des fast 100-jährigen Berthold Beitz beschäftigt sich die Berichterstattung über ihn mit zwei Themen: den großen Verdiensten, die sich der Chef der Krupp-Stiftung in seinem langen Leben erwarb, und der Existenz gefährdenden Krise des Konzerns ThyssenKrupp, den Beitz schmiedete und dominierte. Beide Themen sind eng miteinander verflochten. Sie dokumentieren den Glanz, aber auch das Elend der Wirtschaft.
(uh) Bei ThyssenKrupp wurde aufgeräumt. Drei Vorstandsmitglieder mussten ihren Hut nehmen, weil sie den Konzern in Schieflage gebracht hatten. Ob auch Aufsichtsräte ihre Pflichten versäumten, wird noch untersucht. Die ohnehin schon spektakuläre Räumaktion könnte unter Umständen noch spektakulärer werden.
(uh) Das Ruhrgebiet macht wieder Schlagzeilen, zum Leidwesen aller, die sich ihm verbunden fühlen. Thyssen-Krupp geht es miserabel. Die Fertigung bei Opel in Bochum endet 2016. Die WAZ will erneut massiv sparen. Und wie lautet die Botschaft? Das Ruhrgebiet, ein Bild des Elends. Die überregionalen Medien zeichnen es in kräftigen Farben. Weltspitze scheint die Region nur noch in einer Disziplin zu sein – bei der Produktion von Illusionen.