In einem Punkt sind sich Trumps Anhänger und Gegner einig: Er ist für jede Überraschung gut. Alle Welt redet gerne über die Details seines Tamtams. Dessen Zweck gerät dabei leicht aus dem Blick. Das ist auch bei seinem Aktenskandal zu beobachten, der ihm jüngst einen Prozess mit 37 Anklagepunkten einbrachte.

Trump nahm nach seiner Abwahl aus dem Weißen Haus hochgeheime Akten über Atomwaffen und strategische Überlegungen mit. Er verbarg die Papiere vor den Behörden. Daheim verstaute er sie unsachgemäß. Sie waren allgemein zugänglich. Einige hatte er auf einer Ballsaalbühne, andere in einer seiner Toiletten abgelegt. 

Die Medienberichte über den Skandal walzten diese Einzelheiten lustvoll aus. Warum er die Akten mitgehen ließ, fragt sich offenbar kaum jemand. Dabei liegt die Frage nahe. Als er Präsident war, hieß es doch, er lese kaum Akten. Als Informationsquellen dienten ihm vorwiegend kurze Briefings und die Info-Sendungen in Fernsehprogrammen.

Was also wollte der Aktenverächter mit den Geheimakten, zumal er wusste, dass ihr Besitz und ihre Verwendung strafbar sind? Die Antwort liegt im Dunkeln. Es erzwingt Vermutungen. 

Es gibt eine Reihe von Menschen, die geheime Akten aus dem Weißen Haus gerne in die Finger bekämen, etwa Gegner der USA wie die Diktatoren in Russland, China und Iran. Oder Waffenhändler, Drogenbarone und andere Mafiosi. Auch sie können Akten in Geld und Gold verwandeln. 

Seit man Trump die Akten wegnahm, tobt er wie wild. Das ist verständlich. Sollte sich abzeichnen, dass eine Haftstrafe auf ihn zukommt, würde der Boden unter seinen Füßen ziemlich heiß. Er stünde dann vor einer schwierigen Entscheidung. Ginge er hinter Gitter? Oder würde er rechtzeitig das Weite suchen? 

Für diesen Fall hat die Beschlagnahme der Geheimakten seine Lage verschlechtert. Das könnte seinen maßlosen Zorn erklären. Mit ihnen im Gepäck wäre er vielerorts willkommen. Wer aber nähme ihn auf, käme er mit leeren Händen?

Zu wem hat Trump einen guten Draht? Wem bescheinigte er vor fünf Jahren, vertrauenswürdiger als die US-Sicherheitsbehörden zu sein? Richtig. Dem russischen Diktator und ewigen Geheimdienstler Putin. Könnte er für Trump zum Gastgeber werden?

Sage niemand, das sei ein Hirngespinst. Ist nicht auch Putin wie Trump für jede Überraschung gut? – Ulrich Horn

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