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(uh) Wahlkämpfe sind schlechte Zeiten, um Parteien auf den Kopf zu stellen. Die FDP trug dieser Einsicht auf dem Parteitag in Berlin Rechnung. Die Delegierten versagten es sich, das größte personelle Defizit ihrer Partei, den Vorsitzenden Rösler, abzuräumen. Sie formierten und gewichteten die Führungsmannschaft hinter ihm neu. Dabei schufen sie auch die Voraussetzung, die Partei nach der Wahl zu erneuern.

(uh) Für die Medien ist Christian Lindner ein Geschenk des Himmels. Sie nehmen es dankbar an. Unter dem endlosen Palaver der Talkshows hat sich die politische Berichterstattung den Gepflogenheiten des Showbusiness angepasst. Sie behandelt ihn wie einen Schlagersänger oder Filmstar. Es geht weniger um Aufklärung als um Inszenierung und Verklärung. Dieses Geschäft lebt von Übertreibung. Lindner wird sogar zum Messias stilisiert.

(uh) Mit Guido Westerwelle an der Spitze stürzte die FDP in den Abgrund. Mit Philipp Rösler sollte der freie Fall gestoppt werden. Der nette Herr ist das letzte Aufgebot der FDP. Als er das Amt übernahm, traute ihm kaum jemand zu, die orientierungslose Partei aus der Krise zu führen. Heute, vier Monate später, sehen sich die Skeptiker bestätigt.

(uh) Mit Atem beraubender Geschwindigkeit hat die FDP Guido Westerwelle demontiert. Er will nun den Parteivorsitz abgeben. Das reicht nicht. Wer so stark beschädigt wurde wie er, ist erledigt, als Parteichef und als Außenminister. Für seine Partei ist er eine Last, der sie sich schnell entledigen will. Doch seine Entmachtung verschafft ihr keine Erleichterung. Denn auch ohne ihn steht sie blank da.