Welch verzweifelten Aufwand betreiben Griechenlands Minister, um Deutschland zum Sündenbock des griechischen Elends zu machen. In der Opposition führten sie einen konfrontativen Wahlkampf. Nun, in der Regierung, sind sie gezwungen, die Konfrontationen fortzusetzen. Lässt ihnen die Propagandatätigkeit noch Zeit, das Land zu regieren? Gibt es in Griechenland für Minister nichts Vernünftiges zu tun? Die Auftritte von Tsipras, Varoufakis und Co. werden immer alberner. Seit sechs Wochen sind sie im Amt. Seit sechs Wochen machen sie Radau. Über Maßnahmen, die kollabierenden staatlichen Strukturen in Schuss bringen, hört man nichts. Statt daran zu gehen, den Stall auszumisten, jagt die Regierung jeden Tag eine neue Sau über die Akropolis. Nun soll Schäuble Varoufakis beleidigt haben. Griechenlands Botschafter beklagt sich im Berliner Außenamt. Dort hätte man ihm die Karikatur überreichen sollen, mit der die Zeitung der griechischen Regierungspartei Syriza Schäuble als Nazi diffamierte. Erst schlägt Griechenlands radikale Linke um sich. Dann beschwert sie sich, wenn zurückgeholzt wird. – Tsipras und Varoufakis pfeifen auf dem letzten Loch. Sie haben keine Idee, wie die Defizite ihres Landes zu beheben wären. Sie trauen sich nicht, Reformen zu starten. Wie ihre Vorgänger warten sie darauf, dass ihnen die Troika sagt, was sie tun sollen. Je näher die Stunde rückt, in der sie ihre Wahlversprechen brechen, desto lauter toben sie. Syriza zeigt: Europas Linke steckt im Jammertal. Syriza paktiert sogar mit Rechtsradikalen. Einst war Athen Schauplatz für Dramen. Heute ist es Kulisse für Kasperletheater. Es dient vor allem dem Zweck, die Wähler davon abzulenken, dass sie im Wahlkampf belogen wurden. Lassen sich die Griechen noch einmal täuschen? – Ulrich Horn
18 Comments
In Griechenland wurde in der jüngeren Vergangenheit immer die Partei gewählt, die den Wählern das Blaueste vom Himmel versprochen hat. Das war schon bei den Papandreous so und hat jetzt bei der Syriza-Truppe seinen traurigen vorläufigen Höhepunkt gefunden. Mit der Aussage „Wir haben völlig über unsere Verhältnisse gelebt, und wir haben unsere Wettbewerbsfähigkeit verspielt“ gewinnt man in Griechenland und anderswo keine Wahlen. Also lügt man sein Volk an und Deutschland ist der Sündenbock. Wie bequem.
Hier wird Griechenland-Bashing in Vollendung betrieben und ich, als bisher treue Leserin, klinke mich damit aus! Wenn ich soetwas lesen will, kann ich ja gleich die BLÖD-Zeitung lesen. Da steht nämlich genau das gleiche drin.
Nie wieder werde ich auf diesem Blog lesen
Es ist einfach nur noch fürchterlich…
Ich teile Ihre Kritik, werde mich Ihrem Verhalten aber nicht anschliessen. Ich schätze Herrn Horn sehr als Kenner der landespolitischen Szene in NRW, auch wenn ich einige seiner Meinungen überhaupt nicht teile. Das muss man in einer Demokratie aushalten. Ich muss gestehen: Ich genieße es sogar; die Mehrheit der Menschen kann das nicht.
Als alternative Griechenland-Expertise empfehle ich, nur als Beispiel, Thomas Fricke, Ex-Leitartikler der Financial Times, der leider jetzt auf Facebook publiziert:
https://www.facebook.com/pages/WirtschaftsWunder/160349790714294?fref=nf
Da kann ich mich nur anschließen!
…dem Post von Katrin schließe ich mich an!
Diese Vasallen des Kapitals retten Banken, aber keine Menschen.
Was z.Zt. Herr Horn auf seiner Seite betreibt, ist primitivste Hetze gegen die erst ein paar Wochen im Amt befindliche Tsipras-Regierung.
Mit allen Mitteln wird das Gelingen einer menschlichen Politik von Seiten der korrupten Euroelite torpetiert, denn eine Wende zu mehr sozialer- und steuerlicher Gerechtigkeit könnte Schule machen.
Katrin hat Recht – diesen Blog braucht man sich nicht mehr anzutun.
Ich schäme mich, dass die EZB eines ihrer Partnerländer (Griechenland) im Stich gelassen hat.
Staatsanleihen müssen durch eine Zentralbank zu 100% garantiert werden.Deutsche Politiker und deutsche Ökonomen verhindern, dass die EZB Wertpapiere der europäischen Investitionsbank in Höhe von 1 Billion Euro aufkaufen darf.
Das würde die Gewinne der Unternehmen, die Lohnsumme und die Steuereinnahmen gleichermaßen steigen lassen.
Stattdessen die Plem-Plem-Lösung, Banken deren Wertpapiere abzukaufen.
In der Folge springen in Deutschland immer mehr Kleinanleger in ihr Verderben. Sollte es wie 2000 am neuen Markt zu einer spürbaren Korrektur im Aktienmarkt kommen, bricht die Nachfrage ein, und wir stürzen in die Depression.
Die Hoffnung, durch einen schwachen Euro mehr zu exportieren, kann schnell enttäuscht werden, wenn sich zeigt, dass die Banken nicht mehr Exportüberschüsse finanzieren können, da die Risiken sich zu untragbar Hohen im Bankensystem kumuliert haben.
Deutsche Ökonomen und deutsche Politiker haben aus rein ideologischen Gründen eine Lösung verhindert, die vernunftorientiert gewesen wäre. Was die Kaufkraft der Löhne, Renten, Sozialleistungen senkt, ist immer besser.
Das Gegenteil ist ökonomisch richtig. Wer Mist baut und die Konjunktur in den Keller fährt, sollte wissen, dass dann der Spitzensteuersatz um 10% erhöht wird. Das macht das Kapital kompromissbereiter. Zeiten der wirtschaftlichen Stagnation durch ein Sinken der Lohnquote werden dann seltener.
Man sieht, wie wichtig richtig gesetzte Anreizsysteme für das Kapital sind.
Ich schäme mich wieder, im Ausland als Deutscher erkannt zu werden.
Hallo Herr Horn,
warum sollte der griechische Wähler das tun? Und vor allem, was wäre denn eine Alternative? Die anderen Parteien sind entweder Randnotizen oder bestehen noch aus den gleichen Kadern wie in der „sorglosen“ Vergangenheit.
Ich glaube, das Gros der Wähler hat den Hirngespinsten von Tsirpas & Co eh nie geglaubt. Das erklärt auch, warum 80 % der Griechen für Verhandlungen mit Europa sind. Das Problem liegt in der Syriza selbst, und man könnte es mit „die Revolution frisst ihre Kinder“ passend umschreiben. Die Radikalen verweigern jeglichen Kompromiss, und das kann und wird wohl Tsirpas den Job kosten. Bekanntermaßen kennen Sozialisten wenig Hemmnisse, der Ideologie wegen kurzen Prozess mit Verrätern zu machen. Also sitzt er in der Zwickmühle und beißt und kratzt, wie das eben so ist, wenn man in der Ecke sitzt und keinen Ausweg weiß. Und natürlich hat Tsirpras überhaupt keinen Schimmer, was er tun soll, um das Land voranzubringen. Woher soll er das auch haben, wenn man in den letzten 30 Jahren ausschließlich im Klassenkampf tätig war. Das wäre in etwa so, als würde Sahra Wagenknecht Vorstandvorsitzende von RWE.
Wollen Sie allen ernstes behaupten, dass Deutschland KEIN Sündenbock ist? In welcher Welt leben Sie denn?
Sie wissen wohl nicht, wofür die erste „Hilfszahlung“ ausgegeben wurde? Für einige Kriegsschiffe aus Frankreich und für alte deutsche Panzer und U-Boote. Kein Cent ist bei der Bevölkerung angelangt.
Das nennt sich Wirtschaftsimperialismus.
Dass die Außenstelle der europäischen Linken aus Brüssel nun auf Kasperle macht, ist doch selbstverständlich – es ist eine zentralgesteuerte 100% pro-EU pseudo-Opposition, die nur viel heiße Luft ablässt.
Katrin spricht mir aus der Seele.
Hallo Tester, hallo Bina,
sehr progressive Ansicht! Ich meine, aufgenommenes Geld, über das man einen Vertrag geschlossen hat, sollte zurückgezahlt werden, oder sind Sie da anderer Meinung bzw. machen Sie das nicht? Dabei ist es sekundär, bzw. steht es dem Schuldner frei, ob das geliehene Geld nun für Panzer, Fabriken, soziale Wohltaten oder – wie bei den Hilfspaketen geschehen – zur Schuldentilgung verwendet wird, es sei denn, etwas anderes wurde vereinbart zwischen den Parteien (natürlich könnte man die Gelder aus den Hilfspaketen in die Soziallasten leiten, aber dann müsste man eben auf anderer Seite Gelder zur Schuldentilgung wegnehmen).
Übrigens sprechen Sie genauso wie die Eurogeldgeber der griechischen Regierung den vernünftigen Umgang mit Geld ab. Schließlich hat doch damals niemand die griechische Regierung gezwungen, Fregatten oder Panzer zu kaufen. Das war schon die Regierung höchstselbst, und sie haben vollkommen recht: Wie doof muss man sein, sich teure Dinge zu kaufen, wenn man eigentlich kein Geld dazu hat und das auch weiß. Wenn Sie das bei Media-Markt so machen würden (inklusive Manipulation Ihres Schufa-Eintrages um von Ihrer Insolvenz abzulenken), wäre das Betrug. Wenn ein anderer Ihre Schulden dann trotzdem bezahlen würde, würden Sie den auch beschimpfen? Ich hoffe nicht!
Zunächst einmal sollte man unterscheiden, ob ich die Schulden angehäuft habe mit der Absicht, diese nicht zurück zu zahlen, oder was zu meiner Zahlungsunfähigkeit führte. Wenn jemand auf Grund der Entwicklung der letzten 10 oder 20 Jahre der Lebenshaltungskosten und der Lohnentwicklung ein Haus kauft und sich verschuldet, dann allerdings eine große Wirtschaftskrise eintritt, für die er nichts kann und die auch kein Experte oder Politiker vorhergesehen hat, worauf er arbeitslos wird, weil sein Betrieb insolvent geht, …
Der Schuldner hatte zum Zeitpunkt der Schuldenaufnahme völlig rational und vernünftig gehandelt und war keineswegs doof. Die Zukunft ist nun einmal ungewiss, und diese Ungewissheit bedarf geeigneter politischer Maßnahmen, damit keine Katastrophen daraus werden. Schulden haben nicht das geringste mit Schuld zu tun.
Es hilft dem Schuldner nur etwas, wenn er wieder Einnahmen erzielen kann und dann die Schulden begleichen kann, ansonsten kann er auf eine Hilfe, die den Schuldenstand nur noch deutlich erhöht, verzichten. Damit ist ihm nämlich einfach nicht geholfen. Deshalb gibt es auch Insolvenzverfahren, und da ist es im geschäftlichen Bereich üblich, das Schulden eben nicht bezahlt werden. Auch im privaten Bereich ist das so, dass man zwar sechs Jahre lang alles tun muss, um Einnahmen zu erzielen, aber dann die Gläubiger ihre Forderungen abschreiben müssen. Während dieser Wohlverhaltensphase darf aber der Schuldner über den Pfändungsfreibetrag verfügen, und zwar so, wie er es für richtig hält.
Guten Abend Herr Eberlein,
danke für Ihre Kritik. Dazu drei Fragen, die mich bei Ihrem Kommentar umtreiben:
1. Wann hat der griechische Staat- im Gegensatz zu allen anderen EU-Ländern – in den letzten Jahren und Jahrzehnten, auch vor der Finanzkrise, NICHT über seine Verhältnisse gelebt? Das gleiche gilt übrigens für die Privathaushalte, die insbesondere nach dem ermogelten EU-Beitritt sehr regen Gebrauch von den günstigen Zinsen machten. Der griechische Schuldner – privat wie staatlich – wusste also immer, was er tat, da man ja nur schauen musste, was kommt rein, was geht raus (wenn man die Zahlen nicht gekannt hätte, hätte man nicht schummeln müssen). Sowas nenne ich, da das alle erwachsene Menschen waren und sind, schlicht dumm.
2. Wohlverhalten bedeutet, dass ich ohne wenn und aber ständig meine Vermögensverhältnisse aufzeige, meine Gläubiger versuche mit allem, was ich noch habe zu befriedigen und nichts unternehme, was mit den Gläubigern nicht abgestimmt ist. Wo erkennen Sie diese Vorgaben bei Tsipras & Co. Oder wie es eine Gazette so schön schrieb: Kann ich meine Verbindlichkeiten heutzutage nach Gutdünken einfach abwählen? Das ist pure Anarchie, passt aber zu
3. Warum reden Sie und andere hier im Forum eigentlich ganz unkritisch chauvinistischen Parteien das Wort, deren einziges Ziel ein radikales nationales und definitiv kein friedliches europäisches ist?
Zur Erinnerung: Die eine lobpreist im aktuellen Manifest die sozialistische Demokratie, vertritt ganz offen stalinistische und marxistische Ideen und will letztendlich um des Volkes willen die Demokratie überwinden. Erklärt, man sei im Krieg mit Europa, das mit einem waterboarding betreibe (so ein Vergleich ist einfach pervers) und versucht alles, um es zu spalten. Bei allem Handeln und Tun fühlt man sich ausschließlich dem Willen des griechischen Volkes verpflichtet!
Die andere Partei erklärt, jetzt sei die Zeit zu erwachen und sich zu erheben (woher kennen wir das?), beleidigt Griechen mit jüdischem Glauben und stigmatisiert sie öffentlich, indem man erklärt, dass sie keine Steuer zahlen würden, da sie Juden seien. Sie instrumentalisiert Flüchtlinge, will sie, wenn sie keine Papiere haben, (wörtlich!) verfolgen und deportieren lassen oder droht einfach mal so mit der Weitersendung von Flüchtlingen inklusive IS-Leuten – das sind die schlimmsten Schlächter der Gegenwart – nach Berlin.
Sehr geehrter Herr Bruch,
gerne antworte ich auf Ihre Fragen.
zu 1. Ein Blick auf die Leistungsbilanzen einiger EU-Länder zeigt, dass viele EU-Länder über ihre Verhältnisse lebten: Italien, Großbritannien, Spanien, Portugal, Polen, Ungarn um nur einige zu nennen. Wobei Griechenland im Verhältnis zu seiner Wirtschaftskraft schon zu denen gehört, die deutlich über ihre Verhältnisse lebten. Allerdings ist das Über-die-Verhältnisse- leben nur dann möglich, wenn andere Volkswirtschaften deutlich unter ihren Verhältnissen leben, und da ist Deutschland der eindeutige Spitzenreiter.
Zur Dummheit gehören immer zwei, denn diejenigen, die den Griechen das Geld gaben, wussten auch ganz genau, dass Griechenland über seine Verhältnisse gelebt hat. Da könnte man dann auch sagen, dann haben sich halt die französichen und deutschen Banken und andere verzockt und waren dumm. Und das sind nicht nur erwachsene Menschen, sondern sogar noch Finanzexperten. Aber hier möchte ich mal weg von den Griechen zu den Amerikanern gehen und fragen, ob der amerikanische Häuslebauer, der sich ein hypothekenfinanziertes Haus von seiner Bank hat andrehen lassen und auf die Straße gesetzt wurde, als die Hypothekenblase platzte,auch nur dumm war? Haben institutionelle Geldgeber keinerlei Verantwortung?
2. Nein, die Gläubiger können nicht verlangen, dass ich hungere oder mein Obdach verliere oder meine Gesundheit runiere. In Griechenland hungern Kinder, Tausende haben ihre Wohnung verlohren, die Gesundheitsversorgung ist zusammengebrochen. Hier sollte die allgemeine Erklärung der Menschenrechte den Gläubigern Grenzen setzen. Die Griechen haben auch nicht die Schulden abgewählt, sondern die Regierung und die Parteien, die für den jetztigen Zustand verantwortlich sind und die die letzten Jahrzehnte Griechenland runiert haben. Die jetzige Regierung versucht jetzt doch nur ein bischen handlungsfähig zu werden. Die Schuldenschnittdebatte wird doch von ganz Anderen in die Diskussion gebracht, die Griechen wollen nur erreichen, dass diese nicht noch weiter steigen, indem sie, um Zinsen zu bezahlen, immer neue Schulden aufnehmen müssen. Selbst das deutsche Finanzamt streicht überschuldeten Bürgern auf Antrag die Zinsen und einen Teil der Säumniszuschläge, jedoch nicht die eigentliche Steuerschuld, damit der Bürger wirtschaftlich wieder auf die Beine kommen kann und dann vielleicht wieder regulär Steuern zahlen kann.
zu 3. Wenn alle die gleiche Meinung hätten, bräuchten wir ja keine politische Diskussion. Ich kann die stalinistische Ausrichtung nicht erkennen, woran machen Sie diese fest? Soviel ich weiß, gibt es die Kommunistische Partei in Griechenland, auf die dieser Vorwurf wohl eher zutrifft. Ich dachte, er würde für einen demokratischen Sozialismus eintreten, und das widerspricht sich doch. Und dann treten diese doch für und nicht gegen die Demokratie ein. Daher verstehe ich die Frage nicht. Marxisten gibt es bei den Grünen, der SPD und natürlich den Linken in Deutschland auch. Sogar die FDP wollte bei uns einmal den Kaptialismus überwinden und diese Gesellschaft demokratisieren. Leider hat das nicht lange angehalten. Und was die andere Partei angeht, so ist bei uns die CSU in der Regierung, die gerne mal deftig am rechten Rand auf Stimmenfang geht.
Sehr geehrter Herr Eberlein,
danke für die Antworten. Dazu folgende Amerkungen:
1. Billiges Geld, egal wo, weckt immer Begehrlichkeiten. Trotzdem kann das keine Ausrede sein, mich auf Teufel komm raus zu verschulden. Da Sie hier die USA ansprechen, das gilt aber auch für Spanien und Portugal usw.: Die haben in der Tat alle ihre Immobilien verloren. Erklären Sie denen doch bitte einmal, warum die in die Röhre schauen und sie jetzt auch noch zusätzlich den griechischen Immobilienbesitzern mit ihren Steuergeldern die aktuell diskutierten Garantien für ihre Immobilien besichern sollen.
Wenn Sie Interesse haben, wo dann doch merkliche Unterschiede zwischen dem griechischen Finanzgebaren und dem der anderen Länder sind, mal folgenden Artikel googlen: Warum die Griechen nie den Anschluss gefunden haben – die Ursachen der griechischen Tragödie.
2. Wie kommen Sie denn darauf, dass der griechische Staat nicht handlungsfähig ist? Der eigene Finanzminister hat erst gestern Abend noch von einem `Zitat` „kleinen Liquiditätsproblem“ gesprochen. Die TAZ-Chefredakteurin hat festgestellt, dass die Griechen sich durchaus selbst finanzieren können. Die von Ihnen diskutierten Schulden sind doch erst in Jahren fällig. Dazu: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/griechenland/wie-viel-schulden-griechenland-schon-erlassen-wurden-ein-offener-und-ein-verdeckter-schuldenschnitt-13391476.html.
Das Problem ist einfach, und hier möchte ich Herrn Horn ausdrücklich beipflichten: Die griechische Regierung liefert keine Lösungen! Varoufakis will die Armen unterstützen. Das ist gut! Aber: Was will er denn für die Unternehmen und den Mittelstand tun, damit die das Land voranbringen? Das wissen die einfach nicht, weil es dazu in deren Regierungsprogramm einfach nichts gibt (oder wissen Sie etwas?). Selbst, wenn alle Schulden erlassen würden, würde das die Wirtschaft nicht ankurbeln, da Tsipras und Co. durch die Brüllereien der letzten Wochen alles Vertrauen nachhaltig zerschlagen haben. Wenn Sie den Artikel zu 1) lesen, werden Sie sehen, es gibt kaum interessante Wirtschaftszweige, die entwicklungsfähig sind.
Also: Was soll passieren? Die Troika hat doch zumindest Dinge versucht, zu verändern. Von den Griechen kam und kommt doch nichts, bis auf Mehrausgaben. Die Unterschicht erwirtschaftet aber nun mal keine Steuern, und die, die zahlen könnten, zahlen einfach nicht (unvorstellbar in funktionierenden Beamtenapparaten). Privatisieren will man nicht. Den Gläubigern werden keine Ideen, sondern nur Worthülsen und Dinge, die man NICHT machen will, präsentiert. Somit grüßt uns alle 5 Jahre das Murmeltier!
3. Da möchte ich Ihnen dann aber mal sehr widersprechen. Das hieße ja, dass der Zweck grundsätzlich alle Mittel rechtfertige. Würden Sie sich denn dann auch vor den rechten Rand der CSU stellen und deren Parolen mittragen, wenn allein das Projekt ok ist? Übrigens meine ich, dass die Grenze einfach da überschritten ist, wo gegen jüdische Mitbürger gehetzt und Nazijargon verwendet wird. Das blenden Sie und viele hier (so sie sich noch nicht total beleidigt verabschiedet haben) einfach aus, und das ist nicht gut!
Lieber Herr Bruch,
in Ihrer Antwort an Herrn Eberlein stellen Sie folgende Frage: „Varoufakis will die Armen unterstützen. Das ist gut! Aber: Was will er denn für die Unternehmen und den Mittelstand tun, damit die das Land voranbringen?“. Ich will es Ihnen sagen.
Wenn Varoufakis die Armen, d.h. die bis jetzt unverhältnismäßig an der Austeritätspolitik beteiligten Bürger wieder menschenwürdig leben lässt, können sie die Wirtschaftsgüter, die der Mittelstand anbietet, auch erwerben. Es wird zusätzlich durch mehr Umverteilung von oben nach unten die Wirtschaft angekurbelt. Allerdings kann man in zwei Monaten nicht die Fehler korrigieren, die die korrupten Vorgängerregierungen, mit Billigung der EU und der Troika, gemacht haben.
Es ist unmöglich, eine neue Verwaltung und ein neues Finanz-und Steuersystem in so kurzer Zeit aufzubauen, wie es die EU–„Partner“ nun fordern. Sie setzen der neuen Regierung die Pistole auf die Brust, um mit allen Mitteln zu verhindern, dass eine linke Regierung das Land erfolgreicher aus der Krise führt als die korrupten griechischen Christ-und Sozialdemokraten – es könnte ja Schule machen.
Erinnern Sie sich noch, wie die deutsche Regierung und deutsche Politiker massiv in den griechischen Wahlkampf eingriffen, mit der Absicht, dass die alten Machtverhältnisse in Griechenland bleiben? Haben Sie vergessen, dass die Troika immer nur „Reformen“ einforderte, die Lohn- und Rentensenkungen, Entlassungen von Putzfrauen und kleiner Beamten, Privatisierungen staatlicher Versorgungsunternehmen, etc. einforderten? Nie haben sie die Besteuerung der Millionäre und superreichen Reeder und die Bekämpfung von Steuerflucht gefordert. Ist Ihnen noch nicht aufgefallen, dass diese Kapitalistenvasallen nur Banken retten, aber keine Menschen?
Im Übrigen empfehle ich Ihnen zur besseren Information einen Blick in die http://www.nachdenkseiten.de zu werfen – falls sie an guter Info intressiert sind.
Sehr geehrter Herr Glaser,
Sie brauchen sich doch gar keine Sorgen um Tsirpas und die Zukunft des griechischen Staates zu machen. Natürlich werden die EU-Partner in den kommenden Tagen der griechischen Regierung entgegenkommen, egal ob Tsirpras die Verträge einhalten wird oder nicht. Alle Staaten der EU werden in den sauren Apfel beißen und den Auszahlungen zustimmen, und wissen Sie, was das Beste ist? Die Mittel werden nicht zweckgebunden überwiesen, da Tsirpas gut gepokert hat! Was meinen Sie, weshalb Obama mit Merkel vor zwei Tagen telefoniert hat? Man wird den Teufel tun und die NATO gegenüber Russland wegen ein paar Verträgsbrüchen, Beleidigungen und Lügen (Stinkefinger, kleine Liquidiätsprobleme, Mindestlohn höher als in Spanien, wobei schon heute viele griechische Unternehmen an der Lohngrenze zu knabbern haben) schwächen, und Tsirpas weiß das auch. Ob es nun vordergründig passiert, weil man zum x-ten mal glaubt, der neuen Regierung eine Chance geben zu müssen, oder weil man glaubt, ein Graccident sei unkalkulierbar: geschenkt! Am Ende der kommenden Woche kommen die Milliarden, weil Tsirpas proforma den Gläubigern etwas zusagen wird, was er aber eh nicht halten wird, wie bisher immer (es gibt zumindest bis heute keine einzige Zusage, die er gegenüber den anderen EU–Ländern eingehalten hat – als Unternehmer sind mir das die liebsten Kunden). Was aber wirklich zählt, ist die Frage, ob es in fünf Jahren signifikant besser geworden ist, und da wage ich, wie viele andere die ganz emotionslose These, dass sich eben nichts geändert haben wird. Wir werden im Sommer das dritte Hilfspaket bekommen, das ist sicher, da GR einfach pleite ist und die Bürger seit Monaten das Steuerzahlen eingestellt haben (das finde ich übrigens sehr interessant, dass Sie dieses asoziale Verhalten der griechischen Bürger einfach mal außer acht lassen und alles ganz einfach der Troika in die Schuhe schieben – schließlich gibt es zum Glück nicht nur arme Menschen in Griechenland; dafür aber eine ganze Menge im Rest Europas. Die haben halt Pech und waren so unglaublich dumm, sich an die Verträge zu halten).
Diese These, die in der unübersehbaren Weigerung der griechischen Bürger gründet, wie anderen Ländern auch, Steuern zu zahlen, werden wir natürlich erst in fünf Jahren überprüfen können, aber vielleicht schreiben wir uns dann nochmals.
Sehr geehrter Herr Bruch,
in Ihrer Antwort lese ich nur Vermutungen und Behauptungen, die Sie bereits als Tatsachen formulieren und im Voraus schon wissen, wie Tsipras und Verhandlungspartner denken und handeln werden.
Mit Wahrsagern und Hellsehern sollte man eigentlich keine politische Diskussionen führen, denn man ist als Realist, der sich nur an Fakten hält, immer im Nachteil. Ich habe Ihnen in meiner letzten Antwort die http://www.nachdenkseiten.de empfohlen, doch vielleicht scheuen Sie Informationen, die Ihr vorgefertigtes Weltbild ins Wanken bringen könnten.
Nichts für Ungut und ein schönes Wochenende.