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Kurz vor der Weltmeisterschaft lassen sich die türkischstämmigen deutschen Fußballnationalspieler Gündogan und Özil mit dem türkischen Diktator Erdogan fotografieren. Er steht im Wahlkampf, der ihm uneingeschränkte Macht verschaffen soll. Mit dem Foto will Erdogan in der türkischstämmigen Gemeinde Deutschlands um Unterstützung werben. Doch dann schlägt im Land Empörung hoch und über den beiden Spielern zusammen. Rechtsradikale, Nationalisten und Fremdenfeinde tun sich besonders wüst hervor.

Die jüngsten Skandale erschüttern vermeintliche Autoritäten. Die Vorgänge um die FIFA, die UEFA und den DFB bekräftigen den Eindruck, der Profifußball sei ein schmutziges Geschäft. Im Autokonzern VW wurde Betrug sogar zum Geschäftsprinzip gemacht. Fußball und Wirtschaft verbindet das gleiche Defizit: Die Führungsspitzen haben Probleme, sich anständig zu verhalten. Ihnen fehlt die Bindung an ethische Standards.

Der Fall Hoeneß hat zwei Seiten. Im Prozess kam nur eine zur Sprache – der Steuerbetrug. Die Verteidigung erweckte den Eindruck, es gehe lediglich um das Verhalten des Privatmannes Hoeneß. So gelang es ihr zu verhindern, dass dessen Steuerbetrug mit seiner Tätigkeit als Fußball-Funktionär verbunden wurde. Nachhaltig war dieses Manöver nicht. Inzwischen dreht sich der Wind.

(uh) Vor gut einem Jahr enttarnte sich Hoeneß als Steuerbetrüger, nicht aus Einsicht, sondern auf journalistischen Druck. Der Moralapostel entlarvte sich als bigott. Dennoch klammerte er sich an sein Präsidenten-Amt. Seither wirkt er nur noch jämmerlich. Damit befindet er sich in guter Gesellschaft.

(uh) Ob Hoeneß 3,5 oder 30,5 Millionen hinterzog, mag für die Strafe, die ihn erwartet, von Bedeutung sein. An einer Tatsache ändert der hinterzogene Betrag nichts: Hoeneß hat die Bürger über viele Jahre um Steuern betrogen. Übrigens auch die Bayern-Fans, die ihr brav versteuertes Geld zur Stadionkasse tragen. Ob Hoeneß bestraft oder freigesprochen wird, ist zweitrangig. So oder so bleibt er ein Steuerbetrüger.

(uh) Der arme Herr Hoeneß. Dass nun die Anklage zugelassen wurde, behagt dem geständigen Steuerhinterzieher nicht. Das kann man nachvollziehen. Hat er eine Straftat begangen, muss er bestraft werden. Ohne Ansehen der Person, versteht sich. Wir leben nicht im Feudalismus, auch wenn sich der Fußball gern als König sieht, einen Kaiser und sogar einige Götter hat. Hoeness’ Lebensleistung ist kein Grund zur Strafminderung.