Die jüngsten Skandale erschüttern vermeintliche Autoritäten. Die Vorgänge um die FIFA, die UEFA und den DFB bekräftigen den Eindruck, der Profifußball sei ein schmutziges Geschäft. Im Autokonzern VW wurde Betrug sogar zum Geschäftsprinzip gemacht. Fußball und Wirtschaft verbindet das gleiche Defizit: Die Führungsspitzen haben Probleme, sich anständig zu verhalten. Ihnen fehlt die Bindung an ethische Standards.
Der Fall Hoeneß hat zwei Seiten. Im Prozess kam nur eine zur Sprache – der Steuerbetrug. Die Verteidigung erweckte den Eindruck, es gehe lediglich um das Verhalten des Privatmannes Hoeneß. So gelang es ihr zu verhindern, dass dessen Steuerbetrug mit seiner Tätigkeit als Fußball-Funktionär verbunden wurde. Nachhaltig war dieses Manöver nicht. Inzwischen dreht sich der Wind.
(uh) Vor gut einem Jahr enttarnte sich Hoeneß als Steuerbetrüger, nicht aus Einsicht, sondern auf journalistischen Druck. Der Moralapostel entlarvte sich als bigott. Dennoch klammerte er sich an sein Präsidenten-Amt. Seither wirkt er nur noch jämmerlich. Damit befindet er sich in guter Gesellschaft.
(uh) Der arme Herr Hoeneß. Dass nun die Anklage zugelassen wurde, behagt dem geständigen Steuerhinterzieher nicht. Das kann man nachvollziehen. Hat er eine Straftat begangen, muss er bestraft werden. Ohne Ansehen der Person, versteht sich. Wir leben nicht im Feudalismus, auch wenn sich der Fußball gern als König sieht, einen Kaiser und sogar einige Götter hat. Hoeness’ Lebensleistung ist kein Grund zur Strafminderung.
(uh) Das Thema NSA scheint ausgelutscht. Es droht, der SPD auf die Füße zu fallen. Nun wendet sich ihr Kanzlerkandidat Steinbrück einem neuen Thema zu. Er verlangt von Bayern-Präsident Hoeneß, der sich als Steuerbetrüger entlarvte, er solle sein Amt ruhen lassen. Dieser Forderung kann man sich anschließen. Sie wird Steinbrück und der SPD nicht nur Freunde bringen und Freude bereiten. Viele Hoeneß-Fans folgen eigenen Regeln.
(uh) Skandale wirken wie Krebsgeschwüre. Sie neigen dazu, Metastasen zu bilden. Das kann man im Fall Berlusconi studieren. Viele freut, dass er jetzt wegen Steuerbetrugs verurteilt wurde. Man muss nicht nach Italien schauen, um das hoch-maligne Wesen von Skandalen zu beobachten. Auch in Deutschland agiert ein prominenter Steuerbetrüger in der Öffentlichkeit. Ulrich Hoeneß tut so, als sei nichts geschehen. Dabei hat auch sein Skandal weitere Skandale erzeugt.