Tag

Wahlkampf

Browsing

Die SPD wurde bei der Bundestagswahl mit einem knappem Vorsprung die stärkste Partei. Drei Viertel der Wähler stimmten gegen sie. Aus diesem Resultat leitet sie den Anspruch ab, nur ihr Spitzenkandidat Scholz könne Kanzler werden. Eine Woche nach der Bundestagswahl findet diese Ansicht eine deutliche Mehrheit. Deutschland steht kopf.

Es steht nicht gut um SPD-Chef Gabriel. Vor gut 14 Monaten führte er die SPD, die bei der Bundestagswahl 2013 schwer geschlagen worden war, gegen den Willen starker Teile der Partei in die Große Koalition. Damals wurde er als politischer Zauberkünstler bejubelt. Davon ist heute nichts mehr übrig. Die nächste Bundestagswahl droht für ihn und die SPD zu einem weiteren Flop zu werden.

(uh) Die Bundestagswahl 2013 erlöste die Republik vom seltsamsten Wahlkampf ihrer Geschichte. Bei den vielen Zumutungen, mit denen die SPD die Bürger damals für dumm verkaufte, war sie mit ihren 25,7 Prozent gut bedient. Das Wahlresultat bewies: Es gibt genügend Wähler, die sich von nichts und niemandem abschrecken lassen.

(uh) Die SPD geht munteren Zeiten entgegen. Kaum haben sich die erschöpfte Partei und ihre matte Führungsspitze nach der Wahlniederlage in die große Koalition gerettet, schon stilisiert sich SPD-Chef Gabriel zum nächsten Kanzlerkandidaten. Diese Perspektive löst nicht überall in der Partei Freude aus. Wie immer, wenn in der SPD jemand hoch hinaus will, bringen sich auch jetzt Befürworter und Gegner in Stellung.

(uh) Seit der Bundestagswahl ist Merkel so stark wie nie. Die Union verpasste nur knapp die absolute Mehrheit. Der Sog ihres Sieges war so stark, dass er die SPD zur 20-Prozent-Partei machte und in die große Koalition zwang. Den Erfolg verdankt die Union dem Vertrauen, das ihre Kanzlerin genießt. Doch die ersten Tage der großen Koalition offenbaren, dass Merkels Stärke zum Schwachpunkt der Union wird.

(uh) Auf dem Höhepunkt erreicht der Wahlkampf seinen Tiefpunkt. Dieses Kunststück bringt nur einer zustande: SPD-Kanzlerkandidaten Steinbrück. Er beherrscht die hohe Schule des politischen Missgriffs inzwischen in Perfektion. Noch einmal schafft er es, die Aufmerksamkeit der Bürger auf sich zu ziehen, diesmal, indem er seinen Stinkefinger zeigt. Kann die Partei besser illustrieren, dass sie es mit ihrem Wahlslogan „Das Wir entscheidet“ so ernst nicht meint?

(uh) Alle wussten es längst. Nun zeigt auch die SPD-Spitze, dass sie verstanden hat. Das bestätigt sie schwarz auf weiß. Sie teilte mit: Ihr Kanzlerkandidat Steinbrück könne keinen Wahlkampf. Sein Team, das ihn immer wieder in Fettnäpfe trampeln ließ, sei nun ausgebootet. Den Wahlkampf der SPD führe ab sofort nicht mehr Steinbrück, sondern die SPD selbst, mit Generalsekretärin Nahles an der Spitze.

(uh) Das größte Rätsel des Wahlkampfes ist die SPD. Man könnte meinen, sie sei nur ein Phantom. Ihr Kandidat Steinbrück bestimmt seit Monaten mit seinen Pannen die Schlagzeilen. Derweil duckt sich die Partei weg. Sie tritt so gut wie gar nicht in Erscheinung. Sie bringt es nicht einmal fertig, ihre Ziele zum Gegenstand öffentlicher Diskussionen zu machen. Kapitän Gabriel und Steuerfrau Nahles sind unter Deck.