Kurz vor der Weltmeisterschaft lassen sich die türkischstämmigen deutschen Fußballnationalspieler Gündogan und Özil mit dem türkischen Diktator Erdogan fotografieren. Er steht im Wahlkampf, der ihm uneingeschränkte Macht verschaffen soll. Mit dem Foto will Erdogan in der türkischstämmigen Gemeinde Deutschlands um Unterstützung werben. Doch dann schlägt im Land Empörung hoch und über den beiden Spielern zusammen. Rechtsradikale, Nationalisten und Fremdenfeinde tun sich besonders wüst hervor.
Einige Politiker haben sich überwunden, die mafiösen Strukturen des Fußballs zu kritisieren. Dabei ist dessen krimineller Hintergrund seit Langem bekannt. Politiker stießen sich bisher nicht an seinen abschreckenden Seiten, aus einem naheliegenden Grund: Sie halfen ihm, mafiös zu werden: Sie verschafften ihm Zugang zu öffentlichen Mitteln.
Spitzenfunktionäre der FIFA wurden verhaftet. Die Aktion sorgt weltweit für Schlagzeilen. Plötzlich sind alle Medien überzeugt, dass der eingetragene Verein FIFA eine mafiöse Vereinigung sei. Tatsächlich gibt es seit Langem viele Hinweise, dass hinter der biederen Fassade in großem Stil gut organisiert Verbrechen begangen wurden. Dass FIFA-Funktionäre über Jahrzehnte unbehelligt ihr Unwesen treiben konnten, wirft Fragen auf.
Wer schlimme Verhältnisse beklagt, ist meist im Irrtum. Sie sind oft schlimmer, wie die Fußball-WM zeigt. Das Spiel Brasilien gegen Kolumbien wies in die Zukunft. Sie hat mit dem Spiel früherer Zeiten nichts mehr zu tun. Schon heute geht es kaum noch darum, mit dem Ball besser als der Gegner zu spielen, sondern ihn außer Gefecht zu setzen.
(uh) Der Fall Hoeneß ist für die Justiz abgeschlossen. Für die Medien aber nicht. Noch sitzt der verurteilte Steuerbetrüger nicht im Gefängnis, da bringen sie weitere Details auf den Tisch, die bei seinem kurzen Prozess unter der Tischplatte blieben. Noch ist den medien der große Wurf nicht gelungen. Doch erwecken sie den Eindruck, es sei in absehbarer Zeit mit Handfestem zu rechnen.
Der Fall Hoeneß hat zwei Seiten. Im Prozess kam nur eine zur Sprache – der Steuerbetrug. Die Verteidigung erweckte den Eindruck, es gehe lediglich um das Verhalten des Privatmannes Hoeneß. So gelang es ihr zu verhindern, dass dessen Steuerbetrug mit seiner Tätigkeit als Fußball-Funktionär verbunden wurde. Nachhaltig war dieses Manöver nicht. Inzwischen dreht sich der Wind.