Es ist keine Blamage, bei einem Fußball-Turnier sein Ziel zu verfehlen, und schon gar keine Schande. Fußball ist ein Kampfspiel. Niederlagen gehören zu seinem Wesen. Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat sich dennoch blamiert. Nicht, weil sie bei der jüngsten Weltmeisterschaft in der Vorrunde ausschied, sondern weil sie sich vor dem Turnier völlig falsch einschätzte und falsche Erwartungen über ihre Erfolgsaussichten verbreitete.
Die Fußball-EM bescherte wider Erwarten doch eine Überraschung. Gemeint ist nicht, dass die deutsche Mannschaft so früh ausschied. Damit war zu rechnen. Das Unvermutete geschah nach der Niederlage gegen England: Fußballreporter kritisierten Bundestrainer Löw. Die Kritik beschränkte sich nicht auf die aktuelle Leistung der Nationalmannschaft. Bemängelt wurden auch schwere Fehler und Versäumnisse der vergangenen Jahre.
Der deutsche Fußball macht nicht mehr viel her. Der aktuelle DFB-Präsident Grindel, ein Journalist, flüchtet vor unangenehmen Fragen. Er zeigt sich überfordert, wie schon sein Vorgänger Niersbach, ebenfalls ein Journalist.
Die Weltmeister von 2014 können kein Fußballturnier mehr gewinnen. Sie hätten es längst ihrem klugen Ex-Kapitän Lahm nachmachen und aus dem Nationalteam abtreten sollen. Der DFB wirkt rat- und hilflos. Er hätte ihren Ausstieg erzwingen müssen.
Die jüngsten Skandale erschüttern vermeintliche Autoritäten. Die Vorgänge um die FIFA, die UEFA und den DFB bekräftigen den Eindruck, der Profifußball sei ein schmutziges Geschäft. Im Autokonzern VW wurde Betrug sogar zum Geschäftsprinzip gemacht. Fußball und Wirtschaft verbindet das gleiche Defizit: Die Führungsspitzen haben Probleme, sich anständig zu verhalten. Ihnen fehlt die Bindung an ethische Standards.
Spitzenfunktionäre der FIFA wurden verhaftet. Die Aktion sorgt weltweit für Schlagzeilen. Plötzlich sind alle Medien überzeugt, dass der eingetragene Verein FIFA eine mafiöse Vereinigung sei. Tatsächlich gibt es seit Langem viele Hinweise, dass hinter der biederen Fassade in großem Stil gut organisiert Verbrechen begangen wurden. Dass FIFA-Funktionäre über Jahrzehnte unbehelligt ihr Unwesen treiben konnten, wirft Fragen auf.
Die Polizei hat viele Aufgaben. Sie muss Sicherheit und Ordnung aufrechterhalten, Gefahren abwehren, Straftaten aufklären, Straftäter verfolgen. Eine Aufgabe hat sie auf keinen Fall: den Spielbetrieb des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zu gewährleisten.
Weltmeister ist der DFB schon. Nun will er Weltmacht werden. Der eingetragene Verein, der wie der ADAC viele Millionen bewegt, geht daran, die Bundesrepublik zu übernehmen.
(uh) Der Fußball steht auf dem Höhepunkt seiner Macht. Ende der 70-er, Anfang der 80-er Jahre war sein Ruf dahin. Inzwischen setzt er Maßstäbe. Er bewegt viel mehr Menschen als jeder andere gesellschaftliche Zusammenschluss. Längst übertrifft er die Bindungskraft der Kirchen, Parteien und Gewerkschaften.
Der Fall Hoeneß hat zwei Seiten. Im Prozess kam nur eine zur Sprache – der Steuerbetrug. Die Verteidigung erweckte den Eindruck, es gehe lediglich um das Verhalten des Privatmannes Hoeneß. So gelang es ihr zu verhindern, dass dessen Steuerbetrug mit seiner Tätigkeit als Fußball-Funktionär verbunden wurde. Nachhaltig war dieses Manöver nicht. Inzwischen dreht sich der Wind.