Zeitungsverleger haben einen schönen Beruf. Sie wirken daran mit, die Menschheit zu informieren und aufzuklären. Die einen Verleger mehr, die anderen weniger. Manche manchmal gar nicht. In diese Gruppe reiht sich Ippen ein. Er verbot, einen Artikel zu veröffentlichen, den Journalisten seines Hauses geschrieben haben. Der Beitrag stellt den Chefredakteur der Bild-Zeitung aus dem Konkurrenzverlag Springer bloß. Ippen begründete sein Verbot, er habe den Eindruck vermeiden wollen, mit dem Artikel dem Konkurrenzverlag zu schaden. Spiegelt Ippens Vorgehen und Rechtfertigung den Geist wider, der im Kreis der deutschen Verleger weht, ist es um Pressefreiheit, Wettbewerb und Marktwirtschaft schlecht bestellt. Die Leser deutscher Printprodukte könnten dann ohne Sorge, etwas zu verpassen, ihre Abos kündigen. Wer seinem Blatt aber treu bleibt, muss sich von jetzt an fragen, ob der Verleger seiner Zeitung in der aktuellen Ausgabe etwas zu drucken verbot, was es denn wohl sein könnte und warum er das, was er in der Zeitung stehen ließ, zu drucken erlaubte. Österreichs Kanzler erkaufte sich Lobeshymnen in Zeitungen. Von Ippens Verhalten ist es nicht mehr weit bis zu dem Argwohn, so etwas wie in Österreich könnte es auch in Deutschland geben. – Ulrich Horn

1 Comment

  1. Roland Appel Reply

    Der Fall macht deutlich, wie nah wir in Deutschland an Verhältnissen wie in Kurz-Österreich oder an der Grenze zu Orban oder Babisch sind. Ich habe mir 2019 für das Buch „100 Jahre Jungdemokraten“ einen „Spiegel“ von 1976 aus dem Archiv gekauft. Er war doppelt so dick wie der „Spiegel“, den ich aktuell abonniert habe. Die meisten Annoncen, die fehlen, haben Google und Facebook kassiert, die unter dem Bruch von Datenschutzgesetzen personalisierte Werbung anbieten und die demokratische Presse in Europa unterminieren indem sie sie austrocknen.
    Verleger, die Angst haben, zu publizierten, sind ein Alarmzeichen für die Demokratie. Zu gleuben, im Zeitalter von Google und Facebook gebe es noch freien Wettbewerb der Zeitungsverlage als „4.Gewalt“ der Demokratie, ist nichts als anachronistische Naivität und Nostalgie.

Reply To Roland Appel Cancel Reply