Beobachter der NRW-Politikszene kann es nicht überraschen, dass der Kölner SPD-Landtagsabgeordnete und Ratsfraktionschef Börschel seine politischen Ämter aufgibt, um hauptamtlicher Geschäftsführer beim Kölner Stadtwerke-Konzern zu werden. Der Posten wird gut bezahlt. Börschel ist politisch platt. Weder in Düsseldorf noch in Köln hat er eine politische Perspektive. – Lange galt er als Talent. Dann enttäuschte er alle Erwartungen, die der rechte Flügel der Kölner SPD mit ihm verknüpfte: Börschel schreckte davor zurück, für das Amt des Oberbürgermeisters zu kandidieren. Die Suche nach einem Kandidaten entglitt ihm. Er rutschte mit der Kölner SPD in die Opposition, weil er sich von seinem vormaligen grünen Koalitionspartner seit der Kommunalwahl 2014 über Monate strategisch und taktisch an die Wand spielen ließ. – Der Traum, Minister im Kabinett Kraft zu werden, erfüllte sich nicht. Die Hoffnung, Chef der Landtagsfraktion zu werden, platzte wie eine Seifenblase. Er rebellierte gegen SPD-Fraktionschef Römer. Genutzt hat ihm der schlecht vorbereitete Aufstand nicht. Indem der scheidende SPD-Landeschef Groschek den mittelrheinischen SPD-MdB Hartmann als seinen Nachfolger ins Spiel brachte, schob er Börschel automatisch auf das Abstellgleis. Zwei Mittelrheiner an ihrer Spitzen verträgt die Landes-SPD nicht. – Über viele Jahre sammelte Börschel Posten wie andere Leute Briefmarken. Obwohl er in einem Dutzend Spitzengremien politiknaher Verbände und Unternehmen hockt, zum Teil gut honoriert, konnte er allen Einfluss nicht zum Erfolg für die Partei nutzen. Nun aber offenbar zum eigenen Wohl. Der hoch bezahlte Posten in der Führung des Stadtwerke-Konzerns, dessen Aufsichtsratschef er bisher war, wurde eigens für ihn geschaffen. Auch dieser Umstand, der Börschel Kritik beschert, wird niemanden überraschen, der seinen Werdegang verfolgt hat. – Seit Langem versuchen in Kölns SPD einst prominente Politiker, die sich im Ruhestand schrecklich langweilen, Strippen zu ziehen – mit zunehmendem Misserfolg, wie Börschel aus eigener leidvoller Erfahrung weiß. Gut möglich, dass er sich herausgefordert fühlt, die Riege der Kölner SPD-Strippenzieher von seinem künftigen Job aus zu verstärken. – Ulrich Horn

2 Comments

  1. Solche und ähnliche Machenschaften führen zu „Politikverdrossenheit“. In Köln nennt man dieses ungute Schauspiel in rheinischer Fröhlichkeit bekanntlich „Klüngel“. Aber es gibt ja auch wirklich Wichtigeres zu tun! So steht z.B. die Fußballweltmeisterschaft in Putins Rußland schon vor der Tür – eine hervorragende Gelegenheit, um Fakten zu schaffen an der im Fußballrausch befindlichen Öffentlichkeit vorbei.

    Natürlich nicht nur im schönen Köln!

  2. „Seit Langem versuchen in Kölns SPD einst prominente Politiker, die sich im Ruhestand schrecklich langweilen, Strippen zu ziehen – mit zunehmendem Misserfolg, wie Börschel aus eigener leidvoller Erfahrung weiß.“
    ———-
    Das ist bei der SPD grundsätzlich und nicht nur in Köln so.

    Nach der Bundestagswahl 1972 schied sie am 15. Dezember 1972 aus dem Amt.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Brigitte_Freyh

    Danach begann mein Leiden, das sich dann intensivierte mit diesem hier:

    Peter Sötje. Der Sozialdemokrat kommt aus Berlin, wo er mal Pressechef und Staatssekretär in der Senatskanzlei war. Zuletzt hat er sich vorwiegend mit Entwicklungspolitik beschäftigt, als stellvertretender Kurator der Deutschen Stiftung für internationale Entwicklung. Bleibt es bei ihm als einzigem Kandidaten, wird die Wahl wiederum zur parteipolitischen Farce. Vielleicht denkt Heye ja noch um.
    http://www.zeit.de/1999/04/Kuendigungen

    Eine so inkompetent wie der andere.

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