(uh) Anspruch und Wirklichkeit gehen in NRW und im Ruhrgebiet gelegentlich weit auseinander. Die jüngste Lernstandserhebung, mit der die schulischen Leistungen der Achtklässler ermittelt werden, kommt zum Ergebnis: Die Kinder in NRW fallen in den Kernfächern Deutsch, Englisch und Mathematik gegenüber 2012 weiter zurück. Besonders groß ist der Leistungsrückschritt im Ruhrgebiet, wo viele Kinder in prekären Verhältnissen auswachsen. Die Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen haben, sind seit langem bekannt. Doch Maßnahmen, die hoffen lassen, dass sie die Probleme nachhaltig lösen, gibt es nicht. NRW und das Ruhrgebiet warben einst mit gut ausgebildeten Facharbeitern. Im Wettbewerb der Regionen wurden sie als Standortvorteil gepriesen. Und heute: Facharbeiter wandern nach Süddeutschland, weil sie dort mehr verdienen. Revier-Unternehmen haben Mühe, qualifizierte Kräfte zu finden. Große Teile des Nachwuchses verlassen die Schulen ohne ausreichende Fähigkeiten, die Lehre zu bestehen. Das alles ist schlechte Werbung für das Land. Und was macht NRW? Ministerpräsidentin Kraft propagiert, NRW lasse kein Kind zurück. Wie macht NRW das?
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Mit allen Leistungsvergleichen im Bildungssystem ist Vorsicht geboten. 1974 hat Fend jene berühmte Untersuchung der Leistungsvergleiche zwischen Gesamtschule und dreigliedrigem Schulsystem verfasst, die tatsächlich Gesamtschülern in Deutsch, Mathe und Physik schlechtere Leistungen als Gymnasiasten bescheinigte. Diese Studie wurde die argumentative Grundlage für 30 Jahre ideologischem Schulkampf zwischen Gesamtschule und dreigliedrigem Auslese-Schulsystem. Leider hatte keiner der Politiker beider Lager bis Seite 486 gelesen, denn dort hieß es sinngemäß: „Die festgestellten Leistungsunterschiede zwischen Gesamtschulen und Gymnasien lagen quantitativ und qualitativ jedoch klar unter den Differenzen, die in den Leistungen zwischen Jungen und Mädchen in der gleichen Klasse/Jahrgangsstufe in jeweils einer der Schularten festgestellt werden konnten“.
Schüler sind wie Wein: Es gibt gute und schlechte Jahrgänge. Das ist menschlich und das ist auch kein Unglück und weder Sylvia Löhrmann, noch Hannelore Kraft sind daran schuld.
Aber wenn die Schulen dauerhaft schlechte Abschlüsse prodizieren, dann müssen sich Schule, Handwerk und Industrie zusammen setzen und gemeinsam ein Konzept entwickeln, in NRW die Ausbildungsreife zu verbessern. Zum Beispiel durch die Zertifizierung von Schulen, womit Rheinland-Pfalz oder Baden-Württemberg gute Erfahrungen gemacht haben. Schwarzer Peter spielen ist eine billige Strategie der CDU und angesichts des Fachkräftemangels viel zu billig, um ernst genommen zu werden.
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