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2013

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(uh) Für Politiker ist der Sattel gefährlich, sobald er auf dem Ross liegt. Wer es besteigt, mag meinen, er sitze fest, solange es sich nicht bewegt. Doch es muss nicht das Pferd sein, das ihn abwirft. Kürzlich noch galt Hannelore Kraft als Hoffnung der SPD. Beobachter sahen sie tauglich für das Kanzleramt und Schloss Bellevue. Gründe waren nicht auszumachen. Große Verdienste erwarb sie noch nicht. Sie sind offenbar nicht erforderlich. Es reicht, dass sich die Geschichte erzählen lässt.

(uh) Angela Merkel hilft dem größten CDU-Landesverband NRW, sich neu aufzustellen. Er erträgt seit 2010 eine Doppelspitze aus Fraktions- und Parteichef.  Seither verlor er durch eigene Fehler und Versäumnisse Wähler und Gewicht. Nun sorgt Merkel dafür, dass der Verband seine Kräfte konzentriert. Sie beruft Fraktionschef Laumann nach Berlin. Damit kann Parteichef Laschet in NRW auch den Fraktionsvorsitz übernehmen.

(uh) Kaum steht die große Koalition, da sprießen die Legenden. Ihre größten Blüten: Gabriel sei der starke Mann, und Merkel habe den Zenit überschritten. Fakt ist: Merkel hat ihr Wahlziel erreicht. Sie wird heute erneut zur Kanzlerin gewählt. Gabriel hat sein Wahlziel verfehlt. Er muss Merkel ins Amt hieven. Das ist für sie und die Union ein Triumph, für Gabriel und die SPD, die in Merkel eine Ursache ihres Elends sieht, eher demütigend.

(uh) SPD-Chef Gabriel freut sich. Die Mehrheit der SPD-Mitglieder hat die große Koalition akzeptiert. Die Befragung nennt er beispielhaft und einen großen Erfolg. Die SPD sei so lebendig wie seit 30 Jahren nicht.  Dass er aufatmet, ist verständlich. Dass er das Mitglieder-Votum überhöht, weniger. Schon seine Vorgänger redeten nach Wahlen die Lage der Partei schön und legten damit das Fundament für die nächste Wahlniederlage.

(uh) In den vergangenen Wochen konnte man den Eindruck gewinnen, NRW sei eine wirtschaftsfreie Zone. Während Union und SPD um die Inhalte des Koalitionsvertrages rangen und beschlossen, die Rahmenbedingungen für das Wirtschaften und Arbeiten zu verändern, herrschte im größten Bundesland Stille. Es schien so, als nähme die NRW-Wirtschaft gar nicht wahr, dass auch ihre Belange in Berlin verhandelt wurden.

(uh) Was die SPD-Spitze mit den 475.000 SPD-Mitgliedern anstellt, ist zunächst ihre Sache. Der Wähler nimmt zur Kenntnis: Vor der Nominierung des Kanzlerkandidaten fragte SPD-Chef Gabriel die Mitglieder nicht nach ihrer Meinung. Er überrumpelte sie. Auch ließ er sie wochenlang im Glauben, die Kandidaten-Frage sei noch offen – was nicht der Wahrheit entsprach. Es gibt noch mehr Überraschungen.

(uh) Die Wähler haben bei der Bundestagswahl das Parteiengefüge gesprengt. Sie machten Schwarz-Gelb und Rot-Grün obsolet. Sie nahmen den vier Parteien die Freiheit, sich mit ihren Wunsch-Partnern zu verbinden, und zwangen sie, sich neu zu orientieren. Alle machen sich daran, nur die SPD mit Widerwillen. Sie setzt sich mit ihrem Mitglieder-Votum über das Wähler-Votum hinweg.

(uh) Die NRW-CDU tut wieder einmal das, was sie am besten kann: Sie frönt ihrer Neigung zur Selbstzerstörung. Noch ist die Bundestagswahl nicht richtig abgehakt, da gehen Teile der Landespartei erneut dazu über, den Vorsitzenden Laschet zu mobben. In der NRW-CDU die Sau los. Die Intrigen gegen Laschet erreichen eine neue Qualität.

(uh) Der SPD fällt es schwer, sich ihre Defizite einzugestehen. Sie hat sie über Jahre wuchern lassen. Da gewöhnt man sich an sie. Im Wahlkampf traten sie massiv zu Tage. Der Wähler übersah sie nicht und reagierte: Er verschaffte der Partei das zweitschlechteste Bundestagswahl-Ergebnis. Nach der Wahl wird nun auch sichtbar: Die SPD warb zwar darum, zur Regierungspartei gewählt zu werden. Sie hat jedoch Mühe, sich regierungsfähig aufzustellen. 

(uh) Bei den Verhandlungen über die große Koalition geht es um einschneidende Eingriffe in die Wirtschaft. Die Veränderungen, über die Union und SPD diskutieren, haben weitreichende Folgen. Das müsste Interessengruppen und Lobbyisten zur Höchstform antreiben. Doch eine Gruppierung bleibt seltsam blass: Die Wirtschaft tritt kaum in Erscheinung.