(uh) In der Wulff-Affäre hat nicht nur der ehemalige Bundespräsident seine Reputation eingebüßt. Auch angesehene Journalisten und Medien, die mit ihrem Ansehen ständig werben, ließen plötzlich alle Zurückhaltung und Vorsicht fahren und entblößten sich.

Eine Branche, die Druck auf die Politik ausübt, empörte sich über den Druck, den ein Politiker auszuüben versuchte. Diese Branche, für die ein weit verzweigtes Rabattsystem mit Schnäppchenpreisen für Autos, Flugreisen und vieles andere entwickelt wurde und seit Jahrzehnten in Gang gehalten wird, entdeckte plötzlich, dass sich auch andere aushalten lassen. Und empörte sich über alle Maßen.

Nachdem Wulff erlegt war, gingen die Journalisten und ihre Medien wieder zur Tagesordnung über. Den Schaden, den sie sich zufügten, diskutieren sie kaum. Sie verhalten sich, als sei das, was geschah, ganz normal. Offenbar findet die Branche, die sich viel auf ihre Kritikfähigkeit zugute hält, nicht die Kraft, ihre Defizite zu thematisieren.

Umso bemerkenswerter ist, dass es ehemalige Politiker gibt, die klug genug sind, die Defizite zu erkennen und zur Sprache zu bringen. Antje Vollmer, die ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen, hat zu diesem Thema für die Frankfurter Rundschau einen lesenswerten Gastbeitrag verfasst. Ich empfehle ihn: Antje Vollmer (Frankfurter Rundschau) – Kein Henri-Nannen-Preis für Bild

 

 

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