(uh) Das Wochenblatt „Die Zeit“ und sein Chefredakteur di Lorenzo sind in den vergangenen Tagen angegriffen worden. Sie hätten der Verlockung nach der billigen Schlagzeile nachgegeben und dem Narziss, wissenschaftlichen Täuscher und politischen Bankrotteur zu Guttenberg eine Bühne geboten – als Teil seines Versuchs, politisches Gewicht zurück zu gewinnen.

Es könnte sich herausstellen, dass diese Kritik voreilig war. Dem Plan, rasch aus den USA in die deutsche Politik zurückzukehren, war das Interview, das Guttenberg der Zeitung gab, nämlich nicht dienlich. Wie sich erfreulicherweise zeigt, mobilisiert er mit seinen Äußerungen ein beträchtliches Maß an Ablehnung auch unter jenen, die ihm bisher beistanden.

Manchem von ihnen, vor allem an der Spitze der CSU wie Parteichef Seehofer, bot er einen willkommenen Anlass, ihn öffentlich in die Schranken zu weisen. Ein Teil der CSU-Spitze nutzte die Gelegenheit und kritisierte ihn ausgiebig. Andere schwiegen viel sagend.

Mancher Interpret des Interviews deutet zu Guttenbergs Anmerkungen als Kampfansage an die CSU-Spitze. Auch mit der Drohung, eine eigene Partei zu gründen. Das wäre ein weiterer Beleg dafür, dass sich zu Guttenberg hoffnungslos überschätzt.

Es mag jedoch auch sein, dass ihm die treuen CSU-Freunde, die ihn neulich in den USA besuchten, bei dieser Gelegenheit vermittelten, dass es mit der Solidarität in der CSU doch nicht so gut bestellt ist, wie es öffentlich erschien. Vielleicht schlug er auch deshalb solch kritische Töne gegen die Partei an, einfach aus tiefer Enttäuschung.

Auf den ersten Blick wirkt es so, als lasse sich die „Zeit“ von zu Guttenberg instrumentalisieren. Das Interview hat jedoch noch einen ganz anderen Aspekt.

Obwohl zu Guttenberg an so exponierter Stelle in der Politik tätig war, hat ihm niemand übel mitgespielt. Er allein war es, der sich mit den Plagiaten seiner Doktor-Arbeit und der Rechtfertigung seiner Täuschung selbst schwer beschädigte.

Die „Zeit“ bot ihm – möglicherweise ungewollt – das Forum, diese Selbstzerstörung fortzusetzen. Dafür müsste man dem Blatt eigentlich dankbar sein.

 

 

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