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(uh) Für Politiker ist der Sattel gefährlich, sobald er auf dem Ross liegt. Wer es besteigt, mag meinen, er sitze fest, solange es sich nicht bewegt. Doch es muss nicht das Pferd sein, das ihn abwirft. Kürzlich noch galt Hannelore Kraft als Hoffnung der SPD. Beobachter sahen sie tauglich für das Kanzleramt und Schloss Bellevue. Gründe waren nicht auszumachen. Große Verdienste erwarb sie noch nicht. Sie sind offenbar nicht erforderlich. Es reicht, dass sich die Geschichte erzählen lässt.

(uh) Die „Spiegel“-Revolte sei mit einem „Kompromiss“ beigelegt worden, heißt es. Der künftige Chefredakteur Büchner verzichte drauf, den „Bild“-Journalisten Blome, der beim „Spiegel“ Berliner Büroleiter werden soll, obendrein zum stellvertretenden Chefredakteur zu machen. Blome werde nur noch schlichtes Mitglied der Chefredaktion. Und das soll ein Kompromiss sein? Da lachen doch die Hühner.

(uh) Friede Springer und Angela Merkel sollen befreundet sein. Das hindert Springers Bild-Zeitung nicht daran, die Kanzlerin in Verlegenheit zu bringen. So, wie das Blatt und sein Chefredakteur Diekmann agieren, tragen sie dazu bei, Merkel zu demolieren und zu demontieren. Das geschieht nur notdürftig verdeckt. Zu übersehen ist es nicht.

(uh) Der „Spiegel“ ist ein wenig abgewirtschaftet. Wie viele Medien hat auch er es bisher nicht geschafft, sich in der Informationsflut neu zu justieren, die mit dem Internet hereingebrochen ist. Die Inflation von Nachrichten und Meinungen hat seine Position untergraben und entwertet. Die alte Rolle schwindet, eine neue ist noch nicht in Sicht.

(uh) Manche Fragen bleiben unbeantwortet, weil sie niemand stellt. Eine bezieht sich die erstaunlichste Medien-Personalie des Jahres. Gemeint ist der überraschende Stellungswechsel, den der Chefredakteur der Bild-Zeitung, Kai Diekmann,  nach Palo Alto vollzog. Der Vorgang sorgte für Schlagzeilen. Dennoch blieb er ein Rätsel.

(uh) Eile zahlt sich nicht aus. Diese Erfahrung macht derzeit die SPD. Sie nominierte Steinbrück früher als geplant zum Kanzlerkandidaten, um die ausufernde Diskussion über die Troika zu beenden. Die Partei wollte ihre Energie auf den Kampf gegen Merkel und die Koalition konzentrieren. Dazu schien ihr der Spitzenkandidat erforderlich. Nun hat sie ihn. Und wird mit ihm nicht froh.

(uh) Die CDU geht schweren Zeiten entgegen. Norbert Röttgen, ihr stellvertretender Vorsitzender, Umweltminister a.D. und Ex-Landeschef, will weiter machen. Er will 2013 wieder in den Bundestag. Das verheißt nichts Gutes. Röttgen ist offensichtlich der Ansicht, dass der Flurschaden, den er anrichtete, noch nicht groß genug ist.

(uh) Politische Affären erzeugen Gewinner und Verlierer. In der Wulff-Affäre blieb die Zahl der Gewinner bisher überschaubar. Einige Medien machten Auflage und Quote. Auf der Seite der Verlierer finden sich dank Wulff die Politiker aller Parteien und Ebenen wieder. Sie gerieten unter Generalverdacht.