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Hoeneß

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(uh) In der vergangenen Woche hatten journalistische Sanitäter Großeinsatz. Viele Bundestagsabgeordnete haben die Zweitwohnungssteuer hinterzogen. Ehe sich die Bevölkerung empören konnte, waren Abwiegler mit weißer Salbe unterwegs: Die Abgeordneten seien nicht mit Hoeneß zu vergleichen, er habe absichtlich Steuern hinterzogen, die Abgeordneten aus Nachlässigkeit oder Unwissen. Die politische Elite wird dankbar sein.

(uh) Bayern München hat es weit gebracht. Dennoch sind Mannschaft und Verein – gemessen an ihrem Anspruch – gescheitert. Sie wollten ihren Erfolg in der Champions League von 2013 wiederholen. Real Madrid hat das verhindert. Nicht einmal das Endspiel erreichte der FCB. Die Halbfinal-Niederlagen offenbaren die Grenzen der Mannschaft. Sie stellen auch den hypertrophen Verein und sein serviles Umfeld bloß.

(uh) Der Fall Hoeneß ist für die Justiz abgeschlossen. Für die Medien aber nicht. Noch sitzt der verurteilte Steuerbetrüger nicht im Gefängnis, da bringen sie weitere Details auf den Tisch, die bei seinem kurzen Prozess unter der Tischplatte blieben. Noch ist den medien der große Wurf nicht gelungen. Doch erwecken sie den Eindruck, es sei in absehbarer Zeit mit Handfestem zu rechnen.

(uh) Der Stern kämpft nicht nur gegen die sinkende Auflage. Er leidet auch unter schrumpfender Bedeutung. Lange Zeit war die Illustrierte Indikator und Vorreiter für Stimmungen und Trends in Gesellschaft und Politik. Mit dem Skandal um die Hitler-Tagebücher hat sie ihren Ruf ruiniert. Der Versuch, ihn mit dem Fall Hoeneß aufzupolieren, will nicht gelingen. Der Stern steht sich selbst im Weg.

Der Fall Hoeneß hat zwei Seiten. Im Prozess kam nur eine zur Sprache – der Steuerbetrug. Die Verteidigung erweckte den Eindruck, es gehe lediglich um das Verhalten des Privatmannes Hoeneß. So gelang es ihr zu verhindern, dass dessen Steuerbetrug mit seiner Tätigkeit als Fußball-Funktionär verbunden wurde. Nachhaltig war dieses Manöver nicht. Inzwischen dreht sich der Wind.

(uh) Vor gut einem Jahr enttarnte sich Hoeneß als Steuerbetrüger, nicht aus Einsicht, sondern auf journalistischen Druck. Der Moralapostel entlarvte sich als bigott. Dennoch klammerte er sich an sein Präsidenten-Amt. Seither wirkt er nur noch jämmerlich. Damit befindet er sich in guter Gesellschaft.

(uh) Ob Hoeneß 3,5 oder 30,5 Millionen hinterzog, mag für die Strafe, die ihn erwartet, von Bedeutung sein. An einer Tatsache ändert der hinterzogene Betrag nichts: Hoeneß hat die Bürger über viele Jahre um Steuern betrogen. Übrigens auch die Bayern-Fans, die ihr brav versteuertes Geld zur Stadionkasse tragen. Ob Hoeneß bestraft oder freigesprochen wird, ist zweitrangig. So oder so bleibt er ein Steuerbetrüger.

(uh) Es macht keinen Spaß mehr, Steuerbetrüger zu sein. Einst war diese Straftat privilegiert. Die Übeltäter hatten es selbst in der Hand, weitgehend ungeschoren davonzukommen. Diese Zeiten sind vorbei. Die beiden Schutzwälle, hinter denen sich die Steuerbetrüger duckten, um sich vor Unbill zu bewahren, das Steuer- und das Bankgeheimnis, sind löchrig geworden.