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Kurz vor der Weltmeisterschaft lassen sich die türkischstämmigen deutschen Fußballnationalspieler Gündogan und Özil mit dem türkischen Diktator Erdogan fotografieren. Er steht im Wahlkampf, der ihm uneingeschränkte Macht verschaffen soll. Mit dem Foto will Erdogan in der türkischstämmigen Gemeinde Deutschlands um Unterstützung werben. Doch dann schlägt im Land Empörung hoch und über den beiden Spielern zusammen. Rechtsradikale, Nationalisten und Fremdenfeinde tun sich besonders wüst hervor.

Man stelle sich vor: Statt Costa (FCB) hätte Hummels (Borussia) den Elfmeter verwandelt, mit dem das Pokalfinale entschieden wurde. FCB-Trainer Guardiola stünde ziemlich belämmert und die teure Truppe des FCB mit „nur“ einem Titel da. Die FCB-Macher Rummenigge und Hoeneß würden blöd aus der Wäsche gucken. Die halbe Republik würde sich ins Fäustchen lachen. Hummels hätte bewiesen, dass er Rückgrat hat.

Die jüngsten Skandale erschüttern vermeintliche Autoritäten. Die Vorgänge um die FIFA, die UEFA und den DFB bekräftigen den Eindruck, der Profifußball sei ein schmutziges Geschäft. Im Autokonzern VW wurde Betrug sogar zum Geschäftsprinzip gemacht. Fußball und Wirtschaft verbindet das gleiche Defizit: Die Führungsspitzen haben Probleme, sich anständig zu verhalten. Ihnen fehlt die Bindung an ethische Standards.

VW sitzt auf einem Scherbenhaufen. Er wird von Tag zu Tag teurer. Um ihn bezahlen zu können, planen die neuen Führungsspitzen, drastisch zu sparen. Das traut man Vorstandschef Müller und Aufsichtsratschef Pötsch unbesehen zu. Sie werden die Krise nutzen, viel mehr als nur das abzuschmelzen, was vor der Krise gegen die IG Metall, die Betriebsräte und Niedersachsens Landesregierung durchsetzbar war.

Im Frühjahr wollte der damalige Chef des VW-Aufsichtsrates, Ferdinand Piëch, den VW-Vorstandschef Winterkorn absägen. Der Versuch schlug fehl. Niedersachsens SPD-Ministerpräsident Weil, die IG Metall und der unternehmerisch schwache Teil der Porsche-Familie übernahmen bei VW das Ruder. Sie stärkten Winterkorn, weil sie sich von ihm Arbeitsplätze versprachen, und drängten den sperrigen Piëch aufs Altenteil – eine grandiose Fehlentscheidung.

Spitzenfunktionäre der FIFA wurden verhaftet. Die Aktion sorgt weltweit für Schlagzeilen. Plötzlich sind alle Medien überzeugt, dass der eingetragene Verein FIFA eine mafiöse Vereinigung sei. Tatsächlich gibt es seit Langem viele Hinweise, dass hinter der biederen Fassade in großem Stil gut organisiert Verbrechen begangen wurden. Dass FIFA-Funktionäre über Jahrzehnte unbehelligt ihr Unwesen treiben konnten, wirft Fragen auf.