Der CDU-Vize-Vorsitzende und Gesundheitsminister Spahn droht in den Strudel des Skandals um den entlassenen „Bild“-Chefredakteur Reichelt und Springer-Chef Döpfner zu geraten. Ein Bericht des „Spiegel“ legt nahe, Spahn sei dem CDU-Kanzlerkandidaten Laschet während des Wahlkampfs in den Rücken gefallen und habe die negative Berichterstattung der „Bild“ über Laschet genährt.

Witze gerissen

Der Spiegel meldet, Spahn habe am Abend des ersten Triells der Kanzlerkandidaten am 29. August die Redaktion der Bild-Zeitung besucht. Spahn sei „ziemlich eng“ mit „Bild“ und dessen damaligem Chefredakteur Reichelt verbunden, stellt der „Spiegel“ fest. Spahns Pressesprecher hat zuvor bei „Bild“ gearbeitet.

Bei Spahns Besuch in der „Bild“-Redaktion hätten sich er und Reichelt in dessen Büro das erste Triell „bei Bier und Pizza“ angeschaut, schreibt der Spiegel. „Es soll mancher Witz über die Performance von Armin Laschet gerissen worden sein.“

Kritischer formuliert


Reichelt hätte dann zu später Stunde dafür gesorgt, dass der Triell-Bericht geändert und Laschets Auftritt „deutlich kritischer“ bewertet wurde. Die Schlagzeile lautete dann „Debatten-Debakel“. Der „Spiegel“ beruft sich auf Informationen aus der „Bild“-Redaktion.

Reichelt wurde inzwischen entlassen, weil er sein Amt und seine Macht missbraucht haben soll, um Affären mit ihm unterstellten Kolleginnen zu beginnen. Er soll junge Frauen je nach dem Stand der Beziehung gefördert oder herabgesetzt haben. Es wird ihm auch vorgeworfen, am Arbeitsplatz Kokain konsumiert zu haben. Der Skandal um ihn und Döpfner wurde durch die „New York Times“ aufgedeckt. Er schlägt im In- und Ausland hohe Wellen.

Details durchgestochen

Der „Spiegel“-Bericht, in dem der enge Kontakt zwischen Spahn, „Bild“ und Reichelt thematisiert wird, gewinnt zusätzliche Brisanz im Zusammenhang mit den gescheiterten Sondierungen zwischen Union, FDP und Grünen für eine Jamaika-Koalition.

Laschet hatte diese Gespräche angestrebt. Sie wurden abgebrochen, weil aus ihnen zahlreiche Details wortgetreu an „Bild“ durchgestochen worden waren. FDP und Grüne werteten die Indiskretionen als einen Vertrauensbruch, der Verhandlungen sinnlos erscheinen lasse.

Sich empört gezeigt

Der Informant der Bild-Zeitung, der darauf abzielte, die Verhandlungen scheitern zu lassen und Laschet zu schaden, wird im Kreis der Unionspolitiker vermutet, die an den Gesprächen teilnahmen. In Verdacht geriet Gesundheitsminister Spahn.

Er hatte sich gleich nach der Veröffentlichung der Gesprächsdetails empört über die Indiskretion gezeigt. Sein Auftritt erinnerte Beteiligte und Beobachter an die Methode „Haltet den Dieb.“ – Ulrich Horn


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1 Comment

  1. Wer wie ich im Ruhrgebiet aufgewachsen ist, wird meine im Folgenden verwendete Begrifflichkeit einordnen können.
    Wer sich beim Arschlochsein vom hinter der Zeit herlaufenden Spiegel erwischen lässt, ist am Ende: nur doof. Wer das Arschlochsein gemeinsam mit Bild praktiziert, begibt sich in deren Abhängigkeit und hat sein (politisches = Vorsicht: Metapher!) Todesurteil persönlich abgezeichnet – und die Gewalt über den Zeitpunkt vollständig abgegeben.
    Das wusste Spahns Parteifreund Helmut Beyer schon 1069
    https://extradienst.net/2021/01/29/sich-mit-bild-einlassen/
    Damals war der kleine Jens noch nicht auf der Welt. Als Beyer starb, war er aber schon 31, und hätte es rausfinden können.
    Helmut Beyer war 1962-1992 Vereinsvorsitzender von Borussia Mönchengladbach.
    PS: Wer ist denn das da auf dem dpa-Siegerfoto vom CDU-NRW-Parteitag? Der ehemaligen „Volkspartei“. Bei uns in Essen-Karnap waren es nie über 25%.

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