Um die Deutsche Bank und die Commerzbank steht es schlecht. Bundesfinanzminister Scholz (SPD) möchte ihren Verfall stoppen. Sie sollen sich zusammenschließen. Er hofft, vereint könnten sie eine stärkere Rolle spielen. Die Verhandlungen haben gerade begonnen. Sie werden beide Banken zunächst weiter schwächen. Um größeres Gewicht zu gewinnen, müssen sie Kosten senken. Sie gilt, Stellen zu streichen und Zweigstellen zu schließen. Beide Geldhäuser beschäftigen insgesamt gut 130.000 Menschen. Soll der Zusammenschluss den gewünschten Gewinn bringen, könnten 20.000 bis 50.000 Stellen wegfallen. Was werden die Mitarbeiter bei diesen Aussichten tun? Sie werden sich fragen, ob sie es sind, die demnächst auf der Strecke bleiben. Viele werden alles daransetzen, einen anderen Arbeitgeber zu finden. Sie werden sich umhören, Bewerbungen schreiben, sich auf Bewerbungsgespräche vorbereiten. Sie werden ihre finanziellen Verhältnisse straffen, um drohende Durststrecken zu überstehen. Sie werden sich zum Abwehrkampf gegen den Zusammenschluss formieren und an Protestaktionen teilnehmen. Bis die Vereinigung in trockenen Tüchern ist, falls es zu ihr kommt, wird einige Zeit ins Land gehen. Derweil werden sich die Beschäftigten mehr mit sich selbst als mit den Geschäften ihrer Bank befassen. Ist es abwegig abzunehmen, dass sich die schlechte Ertragslage der beiden Banken in nächster Zeit noch verschlechtern wird? – Ulrich Horn

6 Comments

  1. Hubertus Bruch Reply

    Was wäre denn nach Ansicht des Autors die Alternative? Einfach weitermachen wie bisher? Da sind zwei Schwache mit möchtegerngrossem Personal, schlechter IT und noch schlechteren Geschäftsideen. Beiden Unternehmen wird im internationalen Wettbewerb über kurz oder lang die Luft ausgehen. Dann droht die Übernahme oder gar Schlimmeres. Dann doch besser einen Versuch wagen, zurück ans Ufer zu kommen. Dass die üblichen Verdächtigen laut aufschreien, da ihre Pfründe bedroht sind, zeigt nur, wie wenig über Lösungen nachgedacht wird. Es ist gut, dass Scholz hier Gas gibt, auch vor den Hintergrund der unseligen Beteiligung des Bundes.

  2. grafiksammler Reply

    Sie sprechen nur die eine Seite der Medaille an. Dazu gehört noch: die Besten gehen zuerst, die Schlechtesten bleiben als „Bodensatz“ beiden Banken erhalten. Die Qualität der gesamten Banken sinkt dadurch. Auf der anderen Seite erhöhen sich die Risiken für alle Kunden, die bei den beiden Banken bleiben und nicht schnellstens zur Konkurrenz wechseln. Auch hier gilt: gute Kunden wandern schneller ab als die, deren Aussichten ( Bonität ) schlechter ist. Das wissen auch deren Lieferanten und Kunden und werden Warenkreditlinien und Vorauszahlungen überdenken. Die Negativspiralle dreht sich.

  3. „Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab!“ (indianisches Sprichwort)

  4. So oder so geht es gerade im Finanzsektor allzu oft nach dem Motto:

    Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren!

    Und Olaf der getreue Sozi mit Kanzler-Ambitionen ist schon da 😉

  5. Roland Appel Reply

    Jahrelang haben Deutsche Schw…bank und Commerzbank das Geld ihrer Kunden an den Finanzmärkten verzockt, noch irische und isländische Papiere gekauft, als sich Banker an der Wallstreet schon wunderten, wer außer den „Idiots from Germany“ inclusive IKB-Bank diesen Ramsch noch kauft. Dann kam die Fast-Pleite und weil „Systemrelevant“ mussten sie gerettet werden – vor allem die Commerzbank. Danach ging alles munter weiter. Heute wird wieder gezockt, allerdings können es die Amis – kein Wunder, Goldman Sax und andere sitzen ja in der Trump-Regierung – besser. Weder für die Oma am Schalter, noch für den Mittelstand sind die beiden Banken relevant. Es ist ein Märchen, dass Mittelständler bei denen Kredite bekommen und dass man sie deshalb braucht: Volksbanken und Sparkassen sind diejenigen, die KMU stützen. Niemand braucht sie wirklich, und mit der Fusion würde alles noch schlimmer: Die neue Riesenbank wäre noch „systemrelevanter“ rettungsverdächtig und ein neues Erpressungspotenzial gegenüber der Politik. Es gibt eine einfache Lösung: Jede Bank konsolidiert sich selbst – man könnte sich spezialisieren oder statt unfähiger Callcenter mal wieder auf kompetente Kundenberatung setzen, statt Scoring mal wieder Menschen über Kredite entscheiden lassen. Aber dann würden Banken ja wieder zu dem Zweck zurückkehren, zu dem sie mal gegründet wurden: Den Menschen und der Wirtschaft zu dienen. Damit sind keine schnellen Milliardenprofite zu machen. Schade, dass Sozis immer nur in Fusionen und Konzernen denken können – sie verstehen halt Wirtschaft überhaupt nicht.

  6. grafiksammler Reply

    Möglicherweise läuft die sogenannte Fusion auf eine dringend notwendige Rettung der DB hinaus. Goldmann Sachs sitzt mit ehemaligen Managern sowohl im Haus des Finanzministers, wie im Aufsichtsrat der DB. Da laufen wohl Informationen zusammen, die uns Normalbürgern gerne vorenthalten werden sollen. Das Derivate-Portfolio der DB beträgt derzeit 40 Billionen Euro. Rezession in der weiten Welt voraus, d.h. die Risiken steigen. Auch und gerade für Derivate. Die Summe ist bei einem Bankrott zu groß für einen Bail-in. Damit bleibt der bail-out und der Steuerzahler ist letztlich der Dumme Zahler. Vielleicht kann man Zeit gewinnen, indem die Fusion mit der CB noch rechtzeitig zustande kommt. Mehr als einen Zeitgewinn halte ich nicht mehr für möglich. Allerdings kostet der Gewinn an Zeit dann auch das 2. Bankhaus die Existenz.

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