Archive

Juni 2015

Browsing

Die NSA kennt keine Grenzen. Erst Merkel, nun Hollande. Wen hört sie sonst noch ab? Alle EU-Regierungschefs? Nur die wichtigen? Auch die Oppositionsführer? Sogar den Papst? Was Hollande einst von Merkel hielt, ahnte man schon damals. Nun wissen wir es. Was sie von ihm hielt, leider nicht. Da vermisst man doch Informationen.

Europa erlebt ein seltenes Schauspiel. Aus nächster Nähe kann es bestaunen, wie der Regierungschef eines Mitgliedsstaates daran arbeitet, auf offener Bühne sein Gesicht zu verlieren. Seit fünf Monaten ist Griechenlands kommunistischer Ministerpräsident Tsipras am Werke. Nun hat er es bald vollbracht.

Warum steht Griechenland am Abgrund? Die Regierung Tsipras, die sich auf die Koalition zwischen dem linksradikalen Parteienbündnis Syriza und der rechtspopulistischen Partei ANEL stützt, hat sich am 20. Februar 2015 gegenüber ihren Geldgebern verpflichtet, für weitere Kredite Reformen durchzuführen. Tsipras kann die Zusage bisher nicht einlösen. Selbst wenn sich die Geldgeber und Griechenland auf Reformen verständigen sollten: Ob sie umgesetzt werden, ist damit noch nicht gewährleistet.

Düsseldorf steht am Scheideweg. Bisher galt die Stadt als Juwel. Sie war weitgehend schuldenfrei. Die Wirtschaft brummte. Ein Bauprojekt nach dem anderen wurde gestartet. Seit die Macht in Düsseldorf von Schwarz-Gelb zu Rot-Grün-Gelb überging, verliert die Stadt an Elan. Der Glanz beginnt zu verblassen. Das Entwicklungstempo lässt nach. Es tun sich Finanzlöcher auf. Wohin der neue SPD-Oberbürgermeister Geisel steuert, ist bisher nicht zu erkennen.

Seit eineinhalb Jahren ist CDU-Landeschef Laschet Oppositionsführer in NRW. Er schien die Rolle passabel auszufüllen. Die Aufgabe verlangte ihm nicht allzu viel ab. Ein schwaches NRW-Kabinett, wachsende Probleme im Land und eine orientierungslose Ministerpräsidentin halfen ihm, sich zu profilieren. Seine Aussichten, 2017 Rot-Grün abzulösen, galten als nicht völlig aussichtslos – bis vor wenigen Wochen seine Notenaffäre bekannt wurde.

Der Chef der NRW-CDU, Armin Laschet, startete am Wochenende auf einem Parteitag in Essen den langen Marsch an die Macht in NRW. Ein Grundsatzprogramm, das die NRW-CDU mit großem Aufwand entwickelte, soll als Signal des Aufbruchs dienen und die Basis für den Sieg bei der NRW-Wahl 2017 bilden. Der Aufbruch stand unter keinem guten Stern. Ausgerechnet Laschet machte sich und der Partei einen Strich durch die Rechnung.

Allzu schwer sollte es nicht sein, die rot-grüne NRW-Koalition aus den Angeln zu heben. Von der Regierungspartei SPD ist nichts zu hören. Ihre Landesregierung ist in schlechter Verfassung. Es fehlen Konzepte und tatkräftige Minister. Das Land ist in vielen Bereichen heruntergewirtschaftet. Dennoch bekommt die NRW-CDU keinen Fuß in die Tür. Zwei Jahre vor der NRW-Wahl erweist sich die größte Oppositionspartei als regierungsunfähig.