Hannelore Kraft wurde mit 95 Prozent als Vorsitzende der NRW-SPD wiedergewählt. Dazu bedurfte es zweier Aktionen. Kraft musste vor dem Parteitag ankündigen, in drei Jahren wieder in den Wahlkampf zu ziehen. Und SPD-Fraktionschef Römer musste CDU-Herausforderer Laschet so heftig attackieren, als sei der Wahlkampf bereits im Gange. Wenn es kriselt, muss der Gegner von außen herhalten, um die Reihen zu schließen. Ohne diese Winkelzüge hätte Kraft sicher ein schlechteres Ergebnis erhalten. Auch die SPD-Delegierten haben inzwischen begriffen, dass sie nicht viel vorzuweisen und seit der Bundestagswahl Probleme hat: Sie ging auf Distanz zur SPD-Spitze, rückte von der Berliner Politik ab und isolierte sich. Nun demontiert sie sich auch noch. Sie gab zu, über ihren Brandenburg-Urlaub Märchen erzählt zu haben. Ihr Image als Kümmerin bröckelt. Sie beschädigte ihre Glaubwürdigkeit. Nun versucht sie, davon abzulenken. Sie will so bleiben, wie sie ist, sagt sie. Wer verlangt schon, dass sie sich ändert oder verbiegt? Ihr unterliefen zwei Fehler: Sie erklärte, was nicht stimmt – und sie mag diesen Fehler nicht eingestehen. Beides schadet ihr und ihrer Partei. Um solche Fehler zu beheben, muss man sich nicht verbiegen. Man muss nur ein bisschen Courage zeigen. Dass sie so bleiben will, wie sie ist, wird Kraft noch lange anhängen. Auch in ihrer Partei kritisieren viele, dass sie sich weigere, mit ihren Ämtern zu wachsen. – Ulrich Horn

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